Pärnu und der Soomaa-Nationalpark

Pärnu, auf deutsch Pernau, ist der beliebteste und größte Ferienort der Esten im Sommer: Weiße Sandstrände, weite Promenaden und das historische Stadtzentrum ziehen die Besucher an. Jedes Jahr wird Pärnu die offizielle „Sommerhauptstadt“ Estlands mit Musikfestivals und kulturellen Veranstaltugen während der ganzen Saison.

Gegründet wurde Pärnu 1251 und die Stadt war seit 1346 Mitglied der Hanse. Für viele Jahrhunderte war Pärnu mit seinem gut erreichbaren, geschützten Hafen ein ernst zu nehmender Rivale Tallinns und Rigas. Seit dem neunzehnten Jahrhundert ist Pärnu bekannt als Kurbad und Urlaubsort. Die äußerst günstige Lage, weite Sandstrände und die Luft haben Pärnu zu seinem guten Ruf verholfen. Nach der Entdeckung von Heilschlämmen in der Region wurden 1838 die ersten Kuranlagen errichtet. Vor allem die Baltendeutschen trieben den Tourismus in der Region vorran und Kurgäste aus ganz Europa und Russland waren häufig gesehen im Pärnu des 19. Jahrhunderrts. In 1938, während der Phase der ersten Unabhängigkeit Estlands, kamen etwa die Hälfte der Gäste aus dem Ausland. Zu sowjetischer Zeit war dann allerdings beispielsweise der Jachthafen gesperrt, doch seit der erneuten Unabhängigkeit 1991 hat sich der Tourismus in der Region wieder deutlich belebt.

Eines der bemerkenswerten Gebäude des Barock in Estland ist die Elizabeth-Kirche in Pärnu, erbaut 1744-1747. Das Rathaus wurde 1797 im strengen klassizistischen Stil errichtet. Das Endla-Theater in Pärnu ist der Ort, an dem 1918 die Republik in Estland ausgerufen wurde. Das renovierte Theater hat mittlerweile zu alter Beliebtheit zurückgefunden. Die ruhigen Parkanlagen, die die Lücke zwischen Strand und Stadt schließen, die Vorkriegs-Villen und glorreiche Paläste sind bequem zu Fuß zu erkunden. Die Stadt liegt an beiden Ufern des Pärnu Flusses und neben dem Stadtstrand „Ranna“ gibt es weitere einladende Strände in der Nähe. Vom Hauptstrand lohnt sich ein Spaziergang zum 2 Kilometer entfernten Wellenbrecher, der sich entlang der Flußmündung erstreckt – oder leihen Sie sich ein Fahrrad, um die Gegend zu erkunden.

Unweit von Pärnu liegt der Soomaa-Nationalpark, das "Land der Sümpfe". Er erstreckt sich über eine Fläche von 390 Quadratkilometern und ist damit der zweitgrößte Estlands nach dem Lahemaa-Nationalpark im Norden des Landes. Der Park wurde gegründet, um dessen weitläufige Hochmoore, Auenwiesen, Wälder und mäandrierende Flüsse zu schützen. Außerdem ist Soomaa die Heimat selten gewordener Tiere wie Elche, Wildschweine, Biber, Wölfe oder Braunbären und ist auch ein wichtiges Brutgebiet für Steinadler, Schwarzstörche und Auerhähne.

In der ebenen Landschaft Südwest-Estlands offenbart sich eine wahre Wasserwelt: Der Soomaa-Nationalpark umfasst fünf Moore, getrennt durch dichte Wälder und weite Überflutungsgebiete, gespeist von unzähligen kleinen Flüssen. Einzigartig ist die sogenannte "fünfte Jahreszeit": Jedes Jahr ereignet sich hier eine Flut geradezu biblischen Ausmaßes, wenn zur Schneeschmelze oder bei starkem Regen die Wassermassen von den nahe gelegenen Sakala-Hochflächen in den Soomaa-Nationalpark herunter fließen und ein Gebiet von mehreren hunderten Quadratkilometern unter Wasser setzen. Ein Anstieg des Wasserspiegels in einzelnen Flüssen von bis zu sechs Metern wurde während der Flutsaison gemessen. Die Ställe der Bauernhöfe der Region haben zwei Stockwerke, um die Tiere eine Ebene höher in Sicherheit bringen zu können. Der Soomaa-Nationalpark verwandelt sich in dieser Zeit in eine unzugängliche Wasserwildnis. Das einzige anwendbare Verkehrsmittel ist dann bis heute das Kanu. Für Touristen werden geführte Kanuwanderungen im Nationalpark angeboten.

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Estland  
ViaBaltica.de, 12. März 2018

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